Sturmfluten

Weitere Wasserstandsbeeinflussende Faktoren sind meteorologischer Natur. Durch Stürme im Frühjahr und Herbst (aber auch vereinzelt im Sommer) werden die Hoch- und Niedrigwasserstände zusätzlich beeinflusst.

Dann kann es zu Sturmfluten kommen, bei denen Winde aus nordwestlicher Richtung das Wasser an den Küsten aufstauen. So können Wasserstände erreicht werden, die mehr als 3 Meter über dem mittleren Tidehochwasser liegen. Andererseits können starke Ostwinde das Wasser hinaus in die Deutsche Bucht drängen, so dass das Hochwasser 1 bis 1,5 Meter unter dem mittleren Tidehochwasser liegt.

Im Juristendeutsch ist eine Sturmflut die „Abweichung vom mittleren Hochwasser durch Windstau mit Überflutungsfolgen“.

Sturmfluten sind, auch die Überflutung nicht geschützter Bereiche vor dem Deich im Vorland oder auf den Halligen. Die Pflanzen der Salzwiese auf dem Vorland benötigen diese Überflutungen (Halophyten), um sich gegen Arten des Binnenlandes durchsetzen zu können.

Es gäbe ohne diese Sturmfluten kein mitwachsendes Deichvorland. Im Bereich der Tide (Gezeiten) entstehen auch an Flussufern Vorländer und oft ausgedehnte Landschaften durch die bei Sturm- und Hochfluten abgelagerten Materialien. diese Landschaften werden Flussmarschen genannt. Die Unterscheidung zwischen Vorland und Marsch ist wasserbautechnisch, allgemeiner und auch für unbedeichte Gebiete wird zweckmäßiger zwischen der Salzmarsch und Marsch unterschieden.

Vom BSH gibt es eine Klassifikation von Sturmflutstärken: 1,5 bis 2,5 m über dem mittleren Hochwasser der Tide (MTHW): leichte Sturmflut. 2,5 bis 3,5 m über MTHW: schwere Sturmflut und mehr als 3,5 m über MTHW: sehr schwere Sturmflut.

In eine solche Bewertung geht die Häufigkeit der Wasserstände ein, ebenso wie die bei der Auslegung des Deichschutzes berücksichtigten Wasserstände. Beides ändert sich und auch der Messwert MTHW reagiert auf langfristige Veränderungen z.B. in Folge des Klimawandels.