Entstehung von Ebbe und Flut

Die Entstehung der Gezeiten

von Wattführer Gerald Diekmann

Leider ist es so, dass die Gezeiten ein Naturphänomen sind, das sich nicht in einer Webseite erklären lässt. deswegen dient diese Seite lediglich dazu einen Überblick über das Naturphänomen zu geben.

Die Gezeiten sind mehr als nur Ebbe und Flut; Gezeitenkräfte wirken sich auf die gesamte Erde aus. selbst Gebirge heben und senken sich im ständigen Rhythmus der Gezeiten.

Der Bekannteste Effekt der Gezeitenkräfte sind allerdings die Wasserbewegungen, also Ebbe und Flut. Das Meer steigt und fällt ungefähr zweimal am Tag.

Diese Erscheinungen - Fallen und Steigen des Wasserstandes – haben spezielle Bezeichnungen. Das Fallen des Wasserstandes wird Ebbe und das Steigen des Wasserstandes Flut genannt. (Dabei meint man jeweils die Zeiträume in denen der Wasserstand sich verändert.) Die Wassermassen benötigen etwa sechs Stunden, um anzusteigen  und etwas mehr als sechs Stunden um wieder zurück zu fließen.

Dazwischen liegt ein Zeitpunkt an dem das Wasser stillsteht. Das ist dann Hochwasser bzw. Niedrigwasser.

Das Zusammenspiel von Ebbe und Flut nennt man Tide. Die Entstehung der Gezeiten ist im Zusammenwirken von zwei verschiedenen Kräften begründet, die beide auf die Erde einwirken: a) die Fliehkraft, die ihren Ursprung in der Rotation des Zwei-Körper-Systems von Erde-Mond hat, b) der Einfluß der Massenanziehung von Mond und Sonne auf die Erde.






Das Schwerkraftzentrum des Mond-Erde-Systems befindet sich im Inneren unseres Planeten, allerdings liegen zwischen ihm und dem Erdmittelpunkt etwa 4000 km. Durch Rotation des Mond-Erde-Systems um seinen Schwerpunkt werden Fliehkräfte „erzeugt“, die wiederum von der Massenanziehung von Sonne und Mond überlagert werden (Superpositionsprinzip).  Der Mechanismus, der dazu führt, das die Wassermassen sich in den Ozeanen Bewegen ist ein Schwingungsphänomen. Die Wassernassen werden durch die eben erwähnten Kräfte zu Schwingungen in den Meeren angeregt.

Somit verändert sich regelmäßig an den Küsten und in den Meeren der Wasserstand.  Es ist jedenfalls nicht so, dass aufgrund der Erdrotation die Flutberge auf der Erdoberfläche in östlicher Richtung wandern, wie zu vermuten wäre.

Der Mond braucht 28 Tage, um sich um die Erde zu drehen, während die Erde an einem Tag um die eigene Achse rotiert. Aufgrund der Bewegungsrichtung des Mondes, die der Drehrichtung der Erde entspricht, dauert es mehr als 24 Stunden, bis der gleiche Punkt, nämlich der „Flutberg“, dem Mond wieder zugewandt ist. Da die tägliche Zeitverschiebung 50 Minuten beträgt, sind Ebbe und Flut um 25 Minuten pro Tag verschoben.


Eine Tide, die Zeitspanne zwischen zwei Phasen von Hoch- bzw. Niedrigwasser, dauert jeweils 12 Stunden und 25 Minuten. In ihrem monatlichen Lauf halten Sonne, Erde und Mond verschiedene Positionen zueinander besetzt. Dadurch ändern sich die Anziehungskräfte mit ihrem Einfluß auf die Erde.

In Phasen von Neu- und Vollmond nehmen diese drei Himmelskörper Positionen fast auf einer „Achse“ ein; das heißt, dass die Anziehungskräfte sich addieren und die „Flutberge“ sind größer.

Dieses Phänomen wird Springtide genannt. Für eine Springtide sind extremere Hoch- und Niedrigwassersituationen charakteristisch. Wenn Erde, Sonne und Mond Positionen in einem rechten Winkel zueinander einnehmen, addieren sich die Anziehungskräfte nur teilweise.

Dadurch kommt es zu einer Nipptide, für die ein niedrigeres Hochwasser aber auch ein weniger stark zurückgehendes Niedrigwasser typisch ist.

Weitere Wasserstandsbeeinflussende Faktoren sind meteorologischer Natur. Durch Stürme im Frühjahr und Herbst (aber auch vereinzelt im Sommer) werden die Hoch- und Niedrigwasserstände zusätzlich beeinflusst.

Dann kann es zu Sturmfluten kommen, bei denen Winde aus nordwestlicher Richtung das Wasser an den Küsten aufstauen. So können Wasserstände erreicht werden, die mehr als 3 Meter über dem mittleren Tidehochwasser liegen. Andererseits können starke Ostwinde das Wasser hinaus in die Deutsche Bucht drängen, so dass das Hochwasser 1 bis 1,5 Meter unter dem mittleren Tidehochwasser liegt.